Wie man (fast) erwachsene Kinder erzieht

Zahnpasta-Reste im Waschbecken, Socken auf dem Frühstückstisch, dreckige Unterwäsche verteilt im ganzen Haus. Die Getränkekisten sind grundsätzlich leer. Ebenso wie die Küchenschränke und Besteckschubladen. Die schmutzige Wäsche im Keller wächst zu einem unbezwingbaren Berg heran, weil niemand sich erbarmt, die Waschmachine anzustellen. Rasemähen, Staubsaugen, Spülmachine einräumen? Pustekuchen. Man könnte meinen, niemand wohnt hier. Denn freiwillig macht keiner meiner vier Superhelden einen Finger krumm.
Als Mutter von Teenagern fragt man sich ständig, ob man denn gar nichts richtig gemacht hat mit der Erziehung der lieben Kleinen. Sollte das nicht ab einem gewissen Alter ein Selbstläufer werden?
Aus meiner jahrelangen Erfahrung als liebende Mutter kann ich sagen: Nein, Erziehung hört niemals auf. Es wird auch nicht einfacher. Im Gegenteil. Je älter deine Brut wird, desto schwieriger wird es, sie davon zu überzeugen, dass es eine Bereicherung ist, aktiv am Familienleben teilzunehmen. Meistens gelingt das nur mit Tricks. Aber dann funktioniert es umso besser.
Während mein Ältester bekannt dafür ist, nach dem Duschen grundsätzlich seine dreckige Wäsche im Badezimmer auf dem Boden liegen zu lassen, habe ich es mir angewöhnt, selbige anschließend nach draußen vor die Tür zu legen, egal bei welchem Wetter. Einige Tage steigt er meist unbedarft über alles hinweg, ehe er bemerkt: "Ups, das ist ja mein T-Shirt. Und meine Jogginghose. Und meine Boxer-Shorts." Danach klappt es meistens eine Weile mit dem Wegräumen der Wäsche.
Mein Zweitältester verweigert gerne mal seine Mitwirkung beim Aufräumen der Küche mit dem Kommentar: "Ich hab ja nix dreckig gemacht."
Meine Antwort: "In Ordnung. Dann mache ich die Küche sauber und du putzt dafür das Klo. Oder hast du das auch nicht benutzt?"
Komisch, aber seither hat er nie wieder behauptet, er hätte in der Küche nichts benutzt.
Und wenn ich mal wieder das Gefühl habe, niemand hört mir zu, habe ich einen ganz speziellen Trick, der besonders gut im Teenager-Alter funktioniert: einfach mal den Router ausschalten. Dann sind die Jungs in Lichtgeschwindigkeit ganz Ohr...
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Und wenn sie wieder einziehen nach der Uni, wird es auch nicht besser!