Fühlst du dich zu Hause am wohlsten oder bist du lieber unterwegs?

Da kann man schon mal beiläufig drüber nachdenken, ob man nun lieber zu Hause in seinem Wohnzimmer hockt, bei Kerzenschein ein Teechen schlürft, sich in die Decke kuschelt und die Glotze anschaltet oder Socken strickt oder Fensterbilder bastelt oder was man sonst so macht, um sich Zeit zu vertreiben. Oder man überlegt sich, ob man sich lieber in Schale wirft und ein Stück Heimat erkundet.


Ja, was gibt`s denn so zu sehen in der Welt? Museen? Sehr lehrreich und informativ! Theater? Musical? Oper? Konzerte? Freunde besuchen? Kneipentour? Kaffee trinken? Die Natur ergründen? Die Möglichkeiten sind da ja durchaus vielfältig.

Und während man nun darüber nachdenkt, wie und wo man seine Zeit am liebsten verbringt, kann man schon mal ins philosophieren geraten, und ehe man sich`s versieht, stellt man sich die Frage: Was ist eigentlich Heimat?
Das hat sich sicher jeder schon mal gefragt, mal mehr, mal weniger ernst, und für jeden sieht die Antwort ein bisschen anders aus.

Ich wohne ja im schönen Ruhrgebiet. Wenn auch nur am Rande (aus irgendeinem Grund gehöre ich immer zur Randgruppe), aber trotzdem mittendrin.

Ja, aber kann das Ruhrgebiet denn wirklich schön sein? Und noch dazu Heimat? Ist doch alles grau und trist!
Ne, ne, ne! Wer das denkt, hat noch nie in Duisburg - Duissern im 8. Stock eines Hochhauses auf dem Balkon gestanden und über die Stadt geschaut. Nix grauer Beton! Da siehse nur grünen Teppisch! Wohin dat Auge blicken tut! Naturschutzgebiete gibt`s hier noch und nöcher. Da kannse dich mit zupflastern. Und nicht nur damit! Alte, stillgelegte Zechengelände werden zu Kuschelecken für verliebte Teenies, die todesmutig die verrosteten Fördertürme raufklettern, um umgeben von in romantischem Neonlicht angestrahlten Hochöfen unter freiem Himmel ungestört zu knutschen und zu .... na ja, lassen wir das jetzt!

Das Ruhrgebiet ist der Teil von Deutschland, in dem man zum Frische-Luft-schnappen einfach mal 2 - 3 Zigaretten weniger raucht und wo Extraschicht nicht harte Mehrarbeit bedeutet, sondern eine Nacht der Industriekultur, die gleichzeitig in 20 Städten mit 150000 Freunden stattfindet.

Hier gibt`s die Orte, an denen echte Kerle echte Gefühle zeigen, wie zum Beispiel beim Revierderby Dortmund gegen Schalke, und an denen Gottes wunderbare (Nationen-)Vielfalt ein Zuhause findet. Hier wird Multikulti gelebt und nicht nur diskutiert.

Hier fühlst du Heimat, wenn der Jung annet Büdchen vorbeigeht und ersma ne Tüte Gemischtet für`n Euro holt, bevor er beie Omma den Rasen mäht, während die in ihrem geblümten Kittel die Pflastersteine vorm Haus kehrt, und der Oppa im Feinrippunterhemd, die Arme aufn dicket Kissen aufe Fensterbank gelegt, gelangweilt zuguckt.

Hier gibt`s die Orte, an denen vollwertige Mahlzeiten "Pommes Schranke" und "Manta-Teller" heißen und wo man sich Kohle in die Vitrine legt und gusseiserne Loren in den Vorgarten stellt.

Es gibt hier keine Konjunktive, nur Imperative. Und hier werden Superlative noch um ein "voll" erweitert, wie als wennse sagen tust: der Ruhrpott is voll der tollste Ort auffe Welt!

Der Ruhrpott hat nämlich (Heimat-)Pot(t)ential!

 

 

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Kommentare

Petra
Vor 4 Jahr

Das ist der schönste Kommentar, den ich jemals über das Ruhrgebiet gelesen habe. Er ist so authentisch und toll geschrieben.
Ich würde gerne mehr davon lesen. Weiter so.