
Essen Vegetarier Fruchtfleisch?
Klar kann ich kochen. Es schmeckt nur meistens keinem…
Wie toll haben wir uns das damals vorgestellt. Wir ernähren unsere Kinder vollwertig, ohne Zucker und mit ganz viel Liebe.
Ich weiß noch genau wie sehr ich mich aufgeregt habe, als mein Sohn mit wenigen Monaten sein erstes Wassereis vom Opa bekam. Himmel, Herrgott, das Kind sollte doch zuckerfrei aufwachsen. Nun war alles zerstört. Die Weichen für ein Leben am Abgrund waren gelegt. Erst der Zucker, danach Alkohol, Zigaretten, Drogen. Jeder kennt das.
Ich bemühte mich um Schadensbegrenzung so gut es ging, versuchte die Kinder mit Äpfeln und Rosinen zu beglücken und bereitete Süßspeisen, wenn überhaupt, selbst und mit naturbelassenen Nahrungsmitteln zu.
Der Kindergarten stand mir bei. Einheitsfrühstück für alle. Niemand durfte sein Essen selbst mitbringen. Gott sei Dank, kein Stress wegen Nutella-Schnitten und Schokoriegeln, während es bei uns nur Vollkornbrot mit Käse gab.
Die Erzieher im Kindergarten bereiteten das Frühstück gemeinsam mit den Kindern vor. Zu jedem Wochentag ein bestimmtes Getreide. Montags Hafer, dienstags Gerste und so fort. Die Kinder liebten das Essen, das sie zu Hause niemals angerührt hätten.
Ab der Schulzeit wurde es schwieriger, ein Auge auf die Ernährung zu haben. Oft brachten sie das Essen unangetastet wieder aus der Schule mit nach Hause. Vergessen zu essen, sagten sie. Ich glaube allerdings, dass sie nicht selten ihr Taschengeld an der schulnahen Trinkhalle gegen Süßigkeiten eintauschten.
Bei vier Kindern besteht übrigens auch noch die Schwierigkeit, was der eine mag, würde der andere im Leben nicht anrühren. Es gab nur eine Handvoll Gerichte, die wirklich jeder bei uns mochte. Ich glaube, es gab nicht mal eine Handvoll…
Da ja die Liebe, auch die zu deinen Kindern, bekanntlich durch den Magen geht, versuchst du es doch hin und wieder, allen recht zu machen. Da stehst du also stundenlang in der Küche, bringst dich selbst in Lebensgefahr, indem du mit gefährlich scharfen Messern hantierst, verbrennst dir hin und wieder die Finger, den Mund und wenn es ganz blöd läuft auch noch dein Essen. Du schaffst es, dass trotzdem alle irgendwann gewaschen am Tisch sitzen, den Dankesspruch aufsagen und vielleicht sogar mal für fünf Minuten nicht streiten. Bis der Erste anfängt zu knatschen.
„Erbsen mag ich nicht. Ich will nur die Möhren.“
Der Zweite stimmt ein: „Fleisch kann ich nicht essen. Davon wird mir schlecht.“
Der Dritte hat eigentlich gar keine Zeit, weil er schon längst verabredet ist. Und der Vierte isst eigentlich aus Prinzip nichts.
Das ist ja gar nicht mal so gut gelaufen. Immerhin der Hund freut sich über ein paar Reste. So muss wenigstens nicht alles in die Tonne wandern.
Mit dem Gedanken „Irgendwann wird`s besser“, räumst du den Tisch ab und hoffst auf bessere Zeiten. Wenn sie in die Pubertät kommen, brauchen sie jede Menge Energie und werden schon essen, was auf dem Tisch steht.
Ja, denkste!
Die ersten Selbstfindungsphasen begannen nicht etwa zaghaft, schüchtern. Nein, eher mit einem Wums, hier bin ich. Von vegetarisch über vegan, makrobiotisch, proteinreiche Sportlerernährung und glutenfrei haben wir alles durch. Zum Glück haben wir kein Mädchen, sonst wäre die Liste vermutlich noch um Lowcarb, Trennkost und Schlank im Schlaf erweitert worden.
Und heute?
Richtig breite Zustimmung gibt es eigentlich nur, wenn es heißt „Wir holen Fastfood.“
Pizza, Döner, Pommes. Und danach gibt`s erstmal Weingummi und Schokolade. Muss ja ausgewogen sein, hat Mama immer gepredigt.
Ernährung können wir.
Wie einfach hatte ich mir das damals vorgestellt…
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