Hat der Pott Heimatpot(t)ential?
Auch wenn ich vom Niederrhein stamme (und die Niederrheiner legen großen Wert darauf, auch als Niederrheiner bezeichnet zu werden), fühle ich mich trotzdem wie ein echtes Ruhrpott-Kind. Ich liebe die Mentalität der Menschen hier und auf der anderen Seite ihre übertriebene Fürsorge und Selbstlosigkeit. Ich liebe den einzigartigen Ruhrpott-Slang und die bunte Kultur an allen Straßenecken.
Eine Zeitlang war ich viel in Essen und Dortmund unterwegs und habe mich schwarz geärgert über die katastrophalen Straßenverhältnisse mit den unzähligen Gabelungen, dem altbackenen Kopfsteinpflaster und den alle 5 Meter stehenden Ampeln, die permanent Rot sind, wenn ich komme, nur weil die Straßenbahn meint, sie müsste mal wieder mitten auf der Straße fahren und die Vorfahrt für sich beanspruchen.
Und während ich dann gefühlte Stunden an roten Ampeln wartete, fielen mir immer wieder die vielen Straßencafés auf, in denen selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt Menschen draußen saßen, direkt an Hauptstraßen, in froschgrüne Decken gehüllt, unter Wärmelampen, Kälte und Lärm trotzend. Ich sah diese Gelassenheit, diese Ruhe, die sie trotz aller Hektik um sich herum ausstrahlten, während sie sich lachend unterhielten, auf Laptops herumhackten oder ein Buch lasen.
Immer mehr meiner Bekannten ziehen raus ins Grüne, in die Einsamkeit, irgendwohin, wo sich buchstäblich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen.
Ich liebe die Natur. Wir haben in der Nähe ein wunderschönes Naturschutzgebiet mit mehreren Biotopen, an dem ich mehr oder weniger regelmäßig laufen gehe. An diesem Ort kann man wirklich herrlich entspannen und all seinen Gedanken freien Lauf lassen. Aber an so einem Ort leben? Nein, danke!
Ich brauche Leben um mich herum. Ich brauche den Lärm, die Hektik des Ruhrgebiets. Ich mag den Flair der verrosteten Fördertürme, die wie zum Trotz in den Himmel ragen. Ich liebe die Kulisse, wenn im Sommer die stillgelegten Zechen in dutzenden Farben erstrahlen und tausende Menschen unterschiedlichster Nationen sich zusammenfinden, um die Welt noch ein bisschen bunter zu machen. Ich will mich mitten unter ihnen wiederfinden. Dann bin ich angekommen. Das ist meine Heimat.
Wie sagte Peter Fox? "Hier bin ich geboren, hier werd' ich begraben."
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Testnachricht, warum gibt es noch keine Kommentare.